Agentic Commerce - wenn Maschinen shoppen gehen!

Warum der E-Commerce von morgen radikal anders wird

Author

Harry Klotzberg

Datum

20. Oktober 2025

Roboter beim Einkaufen

Wenn du heute einen Online-Shop betreibst, kommst du an Begriffen wie Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Personalisierung und First-Party-Daten kaum noch vorbei. Aber was passiert eigentlich, wenn man all diese Themen zusammenpackt und radikal weiterdenkt?

Genau das macht Agentic Commerce. Und dieser Begriff ist mehr als nur ein cleveres neues Label. Agentic Commerce beschreibt eine neue Generation des digitalen Handels, in dem intelligente Agenten – also KI-gestützte Systeme – das Kauferlebnis nicht nur begleiten, sondern aktiv gestalten.

Doch was bedeutet das konkret für dich? Für deinen Shop, deine Kunden, deine Datenstrategie und dein Businessmodell? Genau das erfährst du in diesem Beitrag. Am Ende wirst du nicht nur wissen, was Agentic Commerce ist – du wirst auch wissen, wie du dein Unternehmen Schritt für Schritt darauf vorbereiten kannst.

Was ist Agentic Commerce – und was unterscheidet es vom “klassischen” E-Commerce?

Fangen wir ganz vorne an. Im klassischen E-Commerce läuft die Customer Journey so:

Ich suche ein Produkt, finde einen Shop, vergleiche Optionen, lege etwas in den Warenkorb, bezahle – fertig. Klar, dazwischen gibt’s Empfehlungen, Chatbots, Retargeting-Kampagnen und vielleicht sogar eine Rabatt-Mail. Aber: Ich als Käufer muss immer aktiv sein.

Beim Agentic Commerce sieht das anders aus. Hier übernimmt ein intelligenter Software-Agent (daher der Name „Agentic“) viele dieser Aufgaben für mich. Der Agent kennt meine Präferenzen, mein Budget, meine bisherigen Käufe – und handelt auf dieser Basis autonom.

Das ist kein Sci-Fi-Szenario. Stell dir vor:

Dein digitaler Einkaufsassistent bestellt dir automatisch das Katzenfutter nach, bevor du überhaupt daran denkst. Oder schlägt dir ein neues Paar Laufschuhe vor – perfekt abgestimmt auf deinen Laufstil, deine Fußform, deine Lieblingsmarke und dein Preislimit.

Das ist Agentic Commerce. Es geht um proaktive, automatisierte, hochpersonalisierte Prozesse – und um eine neue Rolle von KI im Handel.

Der Wandel vom personalisierten Shop zum autonomen Einkaufsagenten

Personalisierung ist nichts Neues. Jeder zweite Newsletter hat heute „Nur für dich“-Angebote, und Shops passen ihre Startseiten dynamisch an Nutzerverhalten an. Aber das ist oft noch oberflächliche Individualisierung.

Agentic Commerce geht zwei Schritte weiter. Es kombiniert:

  • User-zentriertes Datenverständnis
  • Kontextualisierung in Echtzeit
  • Automatisierte Entscheidungen auf Basis individueller Zielsysteme

Heißt konkret: Dein Shop versteht nicht nur, was Nutzer tun, sondern auch warum sie es tun – und was sie in Zukunft brauchen könnten. Das Ziel ist nicht mehr nur Conversion-Optimierung, sondern dauerhafte, intelligente Begleitung über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

Warum das jetzt wichtig ist: Die großen Trends im Hintergrund

Du fragst dich vielleicht: Warum gerade jetzt? Ganz einfach – weil gleich mehrere Entwicklungen aufeinanderprallen:

Das Ende der Third-Party-Cookies

Spätestens 2025 ist es vorbei mit dem freien Cookie-Sammeln. Einige Browser blockieren Third-Party-Daten bereits, Ende 2025 ist auch bei Chrome schluss (60% Marktanteil), DSGVO & Co. setzen Grenzen. Shops und Marketer müssen First-Party-Daten – also selbst erhobene Daten – endlich ernst nehmen.

Agentic Commerce funktioniert nur auf Basis tiefer, sauberer, einwilligungsbasierter Daten. Das heißt: Wer jetzt seine Datenstrategie nicht auf Vordermann bringt, wird abgehängt.

Der KI-Shift in der Kundeninteraktion

Large Language Models wie ChatGPT, Claude oder Gemini zeigen: Sprachbasierte, kontextbewusste Interaktionen sind möglich – und extrem mächtig. Kombiniert mit Nutzerdaten können solche Modelle Einkaufsberatung auf neuem Niveau leisten.

Automatisierung in der Prozesskette

Vom Lager bis zur Logistik – Automatisierung ist längst Realität. Agentic Commerce schließt die Lücke zur Kundenseite: Endlich wird auch der Einkaufsprozess selbst intelligent automatisiert.

Was bedeutet Agentic Commerce für deine Customer Journey?

Die klassische Customer Journey mit klaren Phasen (Awareness – Consideration – Purchase – Loyalty) bekommt Risse. Im Agentic Commerce entsteht eine kontinuierliche Beziehung, in der:

  • Der Kunde nicht mehr alle Entscheidungen selbst trifft
  • Der Agent neue Produkte vorschlägt, nachbestellt, Feedback einholt
  • Interaktion nicht mehr linear, sondern ein ständiger Kreislauf ist.

Statt Kampagnen-Logik tritt eine Interaktionslogik, in der das System permanent lernt und handelt.

Die Frage ist: Bist du bereit für Kunden, die nicht mehr kaufen, sondern kaufen lassen?
 

Voraussetzungen für Agentic Commerce: Was du heute schon tun kannst

Jetzt wird’s konkret. Denn auch wenn echte Agentic-Systeme noch in der Entwicklung sind, kannst (und solltest!) du dich jetzt schon vorbereiten.

Datenstrategie aufräumen

Die Basis aller Agenten-Logik ist: Datenqualität. Wenn dein System nicht weiß, wer der Kunde ist, was er will, welche Limits er hat – kann es nicht handeln.

Das heißt für dich:

  • Baue eine saubere, einheitliche Datenbasis auf
  • Führe Systeme zusammen: CRM, Shop, Newsletter, Analytics – alles muss sprechen
  • Hol dir aktiv Einwilligungen ein (Stichwort: Consent Management)

Kontextverständnis aufbauen

Agenten müssen nicht nur Daten kennen, sondern sie verstehen. Welche Bedürfnisse stecken hinter einer Aktion? Ist der Kauf von Windeln ein Hinweis auf ein Baby? Oder ein Geschenk?

Das gelingt nur mit:

  • Strukturen und Kategorien, die deine Produkte klar und verständlich einordnen
  • KI-Systemen, die Verhalten interpretieren lernen
  • Feedbackschleifen, die Entscheidungen bewerten

KI sinnvoll integrieren

Du brauchst nicht gleich deinen eigenen Chatbot-Agenten entwickeln. Aber:

  • Baue Sprachschnittstellen auf (z. B. Voice Search oder Chatbots mit GPT)
  • Nutze KI-gestützte Personalisierung für Empfehlungen
  • Teste Auto-Komplettierungen, dynamische Preisoptimierung, intelligente Filter

Prozessautomatisierung denken

Ein Agent kann nur dann handeln, wenn der Shop auch automatisiert reagiert. Heißt:

  • Automatische Warenkorberinnerungen
  • Nachbestellungen für Verbrauchsprodukte
  • Intelligente Trigger-Mails auf Verhaltensbasis

Je mehr Prozesse bereits heute automatisiert sind, desto leichter wird der Übergang zur Agentic-Logik.

Wie könnte ein Agentic Shop 2026 aussehen?

Stell dir mal vor, Du sagst deinem digitalen Einkaufsagenten:
„Ich brauche ein Outfit für die Hochzeit nächste Woche. Budget 250 Euro. Elegant, aber bequem. Bitte mit nachhaltigen Marken.“

Dein Agent scannt deine Vorlieben, Maße, deinen Kalender, Wetterdaten, kombiniert das mit Produktdaten aus Shops, Bewertungen und Rücksendequoten – und stellt dir eine passende Auswahl zusammen. Du bekommst eine Nachricht:

„Hier sind drei Looks. Willst du probieren? Ich kann dir zwei Größen zur Anprobe schicken, Rückversand inklusive.“

Du klickst einmal – und alles läuft. Kein Suchen, kein Vergleichen, kein Aufwand.

Was bedeutet das für Rollen, Geschäftsmodelle und Plattformen?

Agentic Commerce verändert nicht nur den Kundenkontakt, sondern das gesamte Setup deines Unternehmens. Einige spannende Perspektiven:

Produktdaten werden zum strategischen Asset

Agenten brauchen strukturierte, kontextfähige Daten. Wenn du deine Produktinformationen (PIM) nicht im Griff hast, wirst du unsichtbar. Nur wer gut beschriebene, standardisierte Daten liefert, wird von Agenten empfohlen.

Markenbindung wird algorithmisch vermittelt

Die emotionale Bindung zur Marke kann künftig durch den Agenten gefiltert werden. Das heißt: Du musst nicht nur den Kunden überzeugen, sondern auch den Algorithmus – mit Bewertungen, Nachhaltigkeitsdaten, Preis-Leistung.

Neue Plattformlogiken entstehen

Heute optimierst du deinen Shop für Google, Instagram oder Marktplätze. Morgen optimierst du ihn für Einkaufsagenten. Das wird neue Plattformen hervorbringen – oder bestehende dazu zwingen, neue Interfaces zu schaffen.

Agentic Commerce ist kein ferner Traum – es ist der nächster Evolutionsschritt

Klar: Noch sind nicht alle Puzzleteile perfekt. Die Technologie entwickelt sich, Standards fehlen, Nutzer müssen Vertrauen aufbauen. Aber: Die Richtung ist klar. Und wer jetzt beginnt, seine Daten, Prozesse und KI-Strategien fit zu machen, hat morgen die Nase vorn.

Also, ganz konkret:

  • Fang bei deinen Daten an. Ohne saubere Daten keine intelligenten Agenten.
  • Setz auf First-Party-Strategien. Cookies sterben, Vertrauen lebt.
  • Teste heute KI-Funktionalitäten, statt auf morgen zu warten.
  • Und vor allem: Denk nicht nur in Features, sondern in Systemen, die handeln können.

Agentic Commerce ist die Zukunft des digitalen Handels – und sie beginnt genau jetzt. Also: Bist du dabei?

Newsletter abonnieren

Mit dem Absenden werden Ihre angegebenen Daten zum Zwecke des Newsletter-Versands durch die Medienpalast Allgäu GmbH & Co. KG, Memminger Straße 50, 87439 Kempten (Allgäu) verarbeitet. Informationen über Ihr Widerrufsrecht und wie wir mit Ihren Daten umgehen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Kennenlernen? Jederzeit gerne.

Schreibe uns was Sie brauchen und wir melden uns. Es ist Zeit, loszulegen.

Kontakt aufnehmen

Kontakt aufnehmen