Slider - Wann ergibt ein Einsatz Sinn und wann nicht?

Slider sind überall. Schaut man aber genau hin, werden sie oft falsch eingesetzt. Warum das so ist und wie es besser geht, zeigt dieser Artikel. 

Author

Harry Klotzberg

Datum

25. September 2025

Content-Slider

Wenn du schon einmal eine Website entworfen oder betreut hast, dann bist du garantiert schon über das Thema „Slider“ gestolpert. Diese schicken Bild-Wechselmaschinen, die auf der Startseite prominent mehrere Inhalte nacheinander durchrotieren lassen. Sie sehen auf den ersten Blick modern und dynamisch aus, und viele Entscheider sagen begeistert: „Da kann man so schön alles unterbringen!“

Aber mal ehrlich: Wie oft bleibst du selbst als Nutzer länger als zwei Sekunden bei einem Slider hängen? Und erinnerst du dich danach wirklich noch an den zweiten oder dritten Slide? Genau hier fängt das Dilemma an.

Inspiriert von einem Vortrag auf dem TYPO3 Camp München zum Thema “Slider”, möchte ich mit dir tiefer eintauchen: Wann ist der Einsatz eines Sliders wirklich sinnvoll, und wann solltest du lieber die Finger davon lassen, weil er deine Conversion killt und deine Besucher nervt?

Los gehts …

Warum Slider so beliebt sind

Slider sind bei Kunden fast schon ein Klassiker. Sie wirken wie die eierlegende Wollmilchsau: Man hat viel zu sagen, aber wenig Platz, also packt man alles in einen Slider. Startseite, erster Eindruck, bam – vier Botschaften, die nacheinander durchlaufen.

Das Problem ist nur: Nutzer sind faul. Das klingt hart, ist aber eine psychologisch belegte Tatsache. Niemand klickt freiwillig durch zehn Slides, nur weil du dich nicht entscheiden konntest, was wichtiger ist. In der Praxis bedeutet das: Der erste Slide bekommt Aufmerksamkeit, die weiteren verschwinden im Nirvana der Nutzervergessenheit.

Dazu kommt: Slider sind bewegte Elemente. Bewegung lenkt Aufmerksamkeit – allerdings oft von genau dem ab, was eigentlich im Vordergrund stehen sollte. Und wenn du Pech hast, wirkt es nicht modern, sondern eher wie eine Werbebanner-Schleuder aus den 2000ern.

Was Studien über Slider verraten

Die Forschung zur Usability ist in diesem Punkt erstaunlich eindeutig. Bereits 2013 hat das Nielsen Norman Group (NN/g) in Eye-Tracking-Studien nachgewiesen, dass Slider von den meisten Nutzern entweder übersehen oder bewusst ignoriert werden. Das liegt am bekannten Phänomen der „Banner Blindness“: Alles, was sich bewegt und wie Werbung aussieht, wird vom Gehirn automatisch ausgefiltert.

Ein weiteres Ergebnis: Selbst wenn Nutzer den ersten Slide wahrnehmen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen zweiten oder dritten sehen, auf unter 1 Prozent. Das heißt: Du kannst 90 % deiner Botschaften im Slider gleich in die Tonne treten – sie kommen schlicht nicht an.

Spannend ist auch eine Erkenntnis aus der Kognitionspsychologie: Unser Kurzzeitgedächtnis kann nur eine begrenzte Anzahl an Elementen gleichzeitig aufnehmen. George A. Millers berühmte „7 ± 2“-Regel zeigt, dass Menschen maximal fünf bis neun Informationsblöcke verarbeiten können. Slider durchbrechen dieses Prinzip, indem sie Inhalte zeitlich versetzt anbieten. Das Problem: Wenn etwas „durchrutscht“, ist es weg. Der Nutzer bekommt keine Übersicht und keine Möglichkeit, alles in einem Blick zu erfassen.

Wann Slider wirklich Sinn machen

Ganz verteufeln will ich Slider aber nicht. Es gibt durchaus Szenarien, in denen sie eine Daseinsberechtigung haben. Wichtig ist nur, dass du sie bewusst und gezielt einsetzt – und nicht einfach, weil „man das halt so macht“.

Ein Beispiel sind Event- oder Entertainment-Seiten, wo dynamische Inhalte dazugehören. Stell dir vor, ein Festival hat fünf große Headliner. Hier kann ein Slider funktionieren, weil er das Gefühl von Bewegung und Aktualität transportiert – und Nutzer oft ohnehin nach diesem Überblick suchen.

Auch im E-Commerce gibt es Einsatzmöglichkeiten. Wenn du zum Beispiel saisonale Angebote oder wechselnde Aktionen hast, kann ein Slider auf der Startseite durchaus nützlich sein, um mehrere Kampagnen gleichzeitig anzuteasern. Aber: Dann musst du sicherstellen, dass er nicht automatisch durchläuft, sondern dass der Nutzer aktiv durchklicken kann. Autoplay-Slider sind der Endgegner der Usability.

Und noch ein Szenario: Portfolio- oder Showcase-Seiten. Wenn du deine Referenzen visuell stark präsentieren willst, kann ein Slider ein gutes Werkzeug sein. Hier ist es fast schon eine Art „Bildershow“ – und da erwarten die Nutzer dieses Format.

Wann du Slider unbedingt vermeiden solltest

Jetzt kommen wir zu den Problemfällen – und die sind leider in der Praxis die Regel. Ein Slider ist nämlich kein Werkzeug, um deine internen Diskussionen über Prioritäten zu lösen. Wenn du nicht weißt, was auf der Startseite oben stehen soll, wird ein Slider dieses Problem nicht magisch beseitigen. Er sorgt nur dafür, dass alles gleich unwichtig wirkt.

Besonders kritisch sind Slider, wenn es um Conversion-Ziele geht. Stell dir vor, du willst, dass Nutzer sich für deinen Newsletter eintragen oder dein Produkt bestellen. Packst du diese Botschaft in einen Slider, teilst du die Aufmerksamkeit auf mehrere Elemente auf. Am Ende hat niemand wirklich verstanden, was eigentlich wichtig ist.

Ein weiterer Killer: Mobile Nutzung. Auf dem Smartphone sind Slider oft eine Katastrophe. Sie laden langsam, brauchen viel Platz und sind schwer zu bedienen. Hast du schon mal versucht, auf einem kleinen Screen einen winzigen Pfeil zu treffen, um zum nächsten Slide zu kommen? Genau.

Auch inhaltlich sind Slider häufig dünn. Ein Bild, ein Spruch, ein Button – das ist meist zu wenig, um einen echten Mehrwert zu bieten. Dann lieber eine klare, starke Botschaft auf den Punkt gebracht, statt fünf Slides voller weichgespülter Marketingfloskeln.

Der Knackpunkt: Übersicht vs. Abfolge

Einer der größten Schwachpunkte von Slidern ist, dass sie dem Nutzer keine Übersicht geben. Während du bei einer klassischen Inhaltssektion sofort siehst, welche Themen dich erwarten, serviert dir ein Slider Inhalte häppchenweise.

Stell dir vor, du gehst in ein Restaurant und bekommst eine Speisekarte, bei der dir der Kellner nacheinander ein Gericht zeigt – und du musst sofort entscheiden, ob du das nehmen willst, bevor du das nächste siehst. So fühlt sich ein Slider für den Nutzer an.

Selbst wenn du versuchst, durch ein halb sichtbares „Anteasern“ des nächsten Slides (zum Beispiel indem er rechts schon ein bisschen hereinschaut) eine Vorschau zu geben, bleibt das Problem bestehen: Du kannst höchstens das nächste Element andeuten, aber niemals eine echte Übersicht über alle Inhalte bieten. Der Nutzer weiß also nie, ob sich ein Klick lohnt, weil er nicht weiß, was ihn erwartet.

Diese Unsicherheit ist ein Conversion-Killer. Menschen entscheiden lieber auf Basis vollständiger Informationen, nicht auf Verdacht. Deswegen funktionieren visuelle Gitter (z. B. ein Grid aus drei bis vier gleichwertigen Teasern) oft viel besser als ein Slider.

Nutzerverhalten und Psychologie

Hier kommt ein spannender Aspekt ins Spiel: Die meisten Studien zum Nutzerverhalten zeigen, dass Slider eine extrem geringe Interaktionsrate haben. Die berühmte „Banner-Blindness“ schlägt hier gnadenlos zu. Alles, was sich bewegt und nach Werbung aussieht, wird vom Gehirn einfach ausgeblendet.

Es gibt Heatmap-Analysen, die ganz klar zeigen: Der erste Slide wird wahrgenommen, die restlichen Slides haben im Schnitt Klickzahlen im Promille-Bereich. Und selbst beim ersten Slide ist die Aufmerksamkeit oft geringer als bei einem statischen Hero-Bild mit klarem Call-to-Action.

Dazu kommt der Stressfaktor. Bewegte Elemente, die automatisch wechseln, erzeugen unterschwellig Druck. Dein Auge muss hinterher, du verlierst die Kontrolle. Das ist einer der Gründe, warum Menschen Autoplay-Videos hassen – und Slider sind ein ähnliches Problem.

Tipps für den sinnvollen Einsatz

Wenn du nun denkst: „Okay, vielleicht brauche ich doch einen Slider“ – dann bitte richtig!

  • Ein Slider sollte niemals automatisch durchlaufen. Gib dem Nutzer die volle Kontrolle.
  • Platziere wichtige Informationen nicht auf Slide zwei, drei oder vier. Alles, was entscheidend ist, gehört in den ersten Slide oder besser noch in ein statisches Element.
  • Optimiere den Slider für Mobile, oder lass ihn dort ganz weg. Mobile Nutzer sind besonders slider-müde.
  • Stelle sicher, dass der Slider nicht zur Ausrede wird, um inhaltliche Entscheidungen zu vermeiden. Prioritäten sind immer besser als Kompromisse.

Alternativen zu Slidern

Wenn du das Gefühl hast, dass du viele Inhalte unterbringen musst, gibt es bessere Lösungen als einen Slider.

  • Eine Variante sind Cards: kleine, klickbare Teaser-Boxen, die nebeneinander oder untereinander angeordnet sind. So sieht der Nutzer sofort alle Optionen und kann gezielt wählen.
  • Auch Tabs sind eine gute Lösung, vor allem auf Desktop. Sie funktionieren ähnlich wie ein Slider, aber mit klarer Navigation – der Nutzer sieht, welche Optionen es gibt, und kann aktiv auswählen.
  • Oder du setzt auf progressive Disclosure: Inhalte werden erst bei Bedarf sichtbar, etwa durch ein Dropdown oder eine „Mehr anzeigen“-Funktion. So behält der Nutzer die Kontrolle, ohne von zu vielen Infos erschlagen zu werden.

Slider mit Augenmaß

Slider sind so ein bisschen wie Schokolade. In Maßen genossen, können sie richtig Spaß machen und ein tolles Erlebnis bieten. Aber wenn du versuchst, damit ein ganzes Menü zu ersetzen, bekommst du Bauchschmerzen.

Der wichtigste Punkt ist: Frag dich ehrlich, was deine Nutzer davon haben. Ist ein Slider die beste Lösung, um die Botschaft klar und verständlich rüberzubringen? Oder dient er nur dazu, interne Diskussionen zu kaschieren?

Und denk dran: Slider können bestenfalls einen Teil des nächsten Inhalts anteasern – aber sie können niemals eine echte Übersicht bieten. Genau darin liegt ihre größte Schwäche. Nutzer wollen Orientierung und Kontrolle, keine Überraschungsshow.

Wenn du diese Frage kritisch stellst, wirst du schnell merken, wann ein Slider wirklich Sinn macht – und wann du besser eine andere Lösung wählst.

Newsletter abonnieren

Mit dem Absenden werden Ihre angegebenen Daten zum Zwecke des Newsletter-Versands durch die Medienpalast Allgäu GmbH & Co. KG, Memminger Straße 50, 87439 Kempten (Allgäu) verarbeitet. Informationen über Ihr Widerrufsrecht und wie wir mit Ihren Daten umgehen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Kennenlernen? Jederzeit gerne.

Schreibe uns was Sie brauchen und wir melden uns. Es ist Zeit, loszulegen.

Kontakt aufnehmen

Kontakt aufnehmen